Kristiane Adam, Video-Strategin bei DEICHBLICK über KI-Feeds in den sozialen Medien 
                                        
                                        Künstliche Intelligenz kann heute ganze Filmsequenzen erzeugen: perfekt belichtet und makellos inszeniert. Mit Sora 2 und Vibes beginnt das nächste Kapitel der KI-Videos: eigene Social-Media-Feeds, sogenannte KI-Feeds, die ausschließlich aus Videos bestehen, die vollständig von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Das ist inspirierend - kostet aber Energie, erleichtert Deepfakes, verstärkt Stereotype und verschiebt unser Bild von „echt“. Mein Plädoyer: Transparenz, Inklusion und Kuratierung statt KI-Video-Flut, plus ehrliche Hinweise auf den Ressourcenverbrauch.
                                Status quo: Was gerade passiert
                    OPENAI SORA 2 
OpenAI testet gerade eine TikTok-ähnliche App: Sora 2. Darin läuft ein vertikaler Video-Feed mit Empfehlungen, ähnlich wie der „For-You“-Feed von TikTok. Nutzer:innen können Inhalte remixen (also bestehende Clips neu zusammensetzen) oder sogar sich selbst per „Cameo“-Funktion ins Video einbauen. Ziel: hyperreale Videos mit Sound.
META VIBES
Auch Meta ist eingestiegen: Mit „Vibes“ experimentieren sie mit einem KI-Video-Feed in der Meta-AI-App. Die Clips werden automatisch erzeugt, lassen sich remixen und der Feed passt sich nach und nach an den Geschmack der User an.
WEITERE EXPERIMENTE
BuzzFeed hat „BF Island“  angekündigt - eine Plattform, die von Anfang an komplett KI-generiert ist. 
Kulturbeobachter:innen sprechen schon von einer drohenden „AI-Slop-Apokalypse“  - übersetzt etwa „KI-Grütze-Apokalypse“: ein Internet, das von seichtem, austauschbarem KI-Content überschwemmt wird.
„Wenn jede App ihren eigenen KI-Feed baut, wird aus Kreativität schnell Quantität ohne Kontext.“                
            WAS SORA 2 UND VIBES FÜR B2B-UNTERNEHMEN BEDEUTEN
                    Zum einen: Sora 2 und Vibes können Marketingabteilungen helfen, schnell zu reagieren, experimentell zu arbeiten und neue Formen von Hyperpersonalisierung zu testen, z.B. indem sie mit Hilfe von KI eine Vertriebskampagne aufsetzen, in der potentielle Kund:innen ihr eigenes Gesicht sehen und so die Aufmerksamkeit sicher ist. 
Auf der anderen Seite müssen sich Unternehmen ihrer Verantwortung stellen und klare Regeln aufsetzen.                
                        MEINE MEINUNG
                    
                
                     1. KREATIVE SPIELEREI - OHNE KOSTENETIKETT
Ich liebe Vieles, was neu ist. Vor allem im Video-Bereich. Deshalb finde ich natürlich auch KI-Video-Generierung hoch spannend. Aber: Generative KI verbraucht Strom.  Viel Strom . Besonders Text zu Video, wenn ein eingegebener Text automatisch in ein KI-Video umgewandelt wird.
Darüber reden die Tools kaum. Es wirkt wie eine lustige, bunte Party ohne Konsequenzen.
Was heißt das konkret?
• Forscher:innen haben berechnet: Der Energiebedarf von Text-zu-Video wächst überproportional mit Länge und Auflösung. Wenn du also einen Clip doppelt so lang machst oder doppelt so hoch auflöst, steigt der Stromverbrauch deutlich stärker als „nur doppelt“(arxiv.org, 2025).
• Vergleich: Ein 5-Sekunden-Clip kann so viel Energie ziehen wie eine LED-Lampe, die fast zwei Tage durchgehend leuchtet(powernewz.ch, 2024)
 
Was kostet Social Media Content?  
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2. FALSCHER ORT FÜR ENDLOSE KI-POSTING
Soziale Netzwerke leben vom Austausch. Aber muss jeder generierte KI-Clip in den Feed? 
Fürs Zeigen von kreativen Arbeiten und Visuals gibt es längst Design-Communities (z. B. Behance). Wird jedoch jeder Social-Feed zum KI-Tsunami, riskieren wir ein Sinn-Vakuum: hübsche KI-Clips - ohne Substanz. Das Internet wird geflutet, während unsere Aufmerksamkeit und Urteilsfähigkeit abstumpfen. 
Und wichtige, relevante Informationen, für die das Internet ursprünglich verwendet wurde, bleiben auf der Strecke.
3. VERSCHOBENE SEHGEWOHNHEITEN & KÖRPERBILDER 
KI neigt dazu, „glatte“ Gesichter und Körper zu erzeugen – makellos, symmetrisch, idealisiert.
Das Problem: Solche künstlichen Ideale setzen neue Normen. Reale Menschen mit Falten, Hautunreinheiten oder Narben wirken plötzlich „falsch“.
Risiko:
Gerade Jugendliche können sich an diesen Normen messen und ein verzerrtes Selbstbild entwickeln – ähnlich wie bei Instagram-Filtern, nur noch stärker.
4. EMOTION VS. MASKE - PLUS DEEPFAKES 
Reales Videomaterial transportiert echte Emotion: zittrige Hände, echte Freude, echtes Lachen. KI-Feeds dagegen wirken oft wie Maskenspiele – schön anzusehen, aber künstlich.
Parallel steigt das Risiko von Deepfakes: täuschend echte Videos, die Personen etwas sagen oder tun lassen, was nie passiert ist.
Zwar verlangt z.B. Sora 2 die ausdrückliche Zustimmung des/der Bildinhaber:in vor dem Upload und auch die EU hat mit dem AI Act Kennzeichnungspflichten eingeführt. Aber: In Remix-Umgebungen ist es schwierig, die Wege des eigenen Bilds nachzuvollziehen sowie die Labelung durchzuhalten. Einmal geteilt, ist das Bild bzw. Label schnell weg.
Neue Möglichkeiten durch verantwortungsbewussten Umgang
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5. BIAS - DAS EINHEITSBILD ALS STANDART 
„Bias“ bedeutet Verzerrung - also dass KI bestehende Ungleichgewichte in Daten reproduziert.
Beispiel: Im KI-Trainingsmaterial kommen überwiegend weiße Männer vor. Entsprechend zeigt die KI diese häufiger, während Frauen, People of Color oder ältere Menschen unsichtbar werden.
Folge: Die Vielfalt der Gesellschaft verschwindet aus den Feeds.
                
            WAS ICH MIR VON DEN PLATTFORMEN WÜNSCHE:
Damit Social Feeds nicht zur „Müllhalde“ werden und wir User:innen nicht gedankenlos Ressourcen verschwenden, braucht es klare Regeln und Verantwortung:
- Transparenz: Gut sichtbare „KI erzeugt“-Label, eingebettete Wasserzeichen
 - Sicherheitsnetze: Deepfake-Erkennung, Upload-Checks, einfache Meldefunktionen.
 - Bias-Schutz: Diversity-Prompts als Standard, unabhängige Audits der Trainingsdaten.
 - Öko-Kontrollen: Generierungslimits pro Account, kürzere Clips bevorzugen, niedrigere Auflösungen als Standard, Energieangaben in der App: („Erstellung deines 5-Sekunden-Clips = 1 Stunde Mikrowellenbetrieb“).
 - Kuratierung statt Flut: Themen-Feeds, redaktionelle Leitplanken, Mindest-Qualität.
 
            WAS UNTERNEHMEN & MARKEN JETZT TUN KÖNNEN:
- Denken: braucht die Welt wirklich diesen Clip?
 - Kürzen: lieber kurze Clips
 - Diversität sichern: inklusive Prompts verwenden (z.B. Checklisten für Hauttöne, Altersbilder, Körperformen)
 - Einwilligung einholen: sonst droht schneller Vertauensverlustals Reichweite aufgebaut werden kann
 - Kennzeichnen: durchgängig mit Label & Wasserzeichen.
 
FAZIT
                    KI-Feeds können inspirierend sein - aber nur, wenn wir sie bewusst gestalten.
Ohne Regeln werden sie zum Energie-, Bias- Vertrauens- und Wahrnehmungsproblem.
MEIN WUNSCH: 
Transparenz-Labels, Inklusion als Standard, klare Anti-Deepfake-Regeln – und ehrliche Energie-Hinweise direkt in den Apps.
Dann bleibt der Social-Spielplatz schön bunt, ohne zur Müllhalde zu werden.
                
Häufige Fragen:
Was sind KI-Feeds in Apps wie Sora oder Vibes?
Warum ist der Energieverbrauch ein Problem?
Wie unterscheiden sie sich von Kreativ-Communities wie Behance?
Welche Rolle spielen Deepfakes?
Wie können Unternehmen KI-Feeds verantwortungsvoll nutzen?
Welche Sofortmaßnahmen senken den ökologischen Fußabdruck?
            Video-Strategin bei DEICHBLICK und Vordenkerin für die digitale Zukunftsfähigkeit von B2B-Unternehmen. Sie nutzt Bewegtbild & (Video-)Podcasts entlang der Customer Journey und verbindet Marketing mit Unternehmenskultur – mit Strategie statt Budget.
Schwerpunkte: Employer Branding-, Corporate Influencer- & Social Media Video-Content; Content Days, (Video-)Podcasts, Referenz- & Erklärfilme; hilft Marketing- und HR-Teams, Leads zu entwickeln und Talente zu gewinnen sowie zu binden. Interessiert zudem an AI Overviews & KI-(Video-)Tools.
„Ich liefere die Strategie, die Ihr B2B-Bewegtbild zukunftssicher macht.“
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      https://www.deichblick.com/leistungen/social-media-content/